Die Chroniken von Sova 02 - Im Netz des Dämons by Swan RIchard

Die Chroniken von Sova 02 - Im Netz des Dämons by Swan RIchard

Autor:Swan, RIchard [Swan, RIchard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2023-07-27T00:00:00+00:00


In dieser Nacht träumte ich von einem allein stehenden Wachturm aus Stein auf einer unendlichen weißen Ebene. Ich konnte nicht anders und musste mich ihm nähern, obwohl er mir Angst machte.

Ich hatte das schon einmal geträumt, konnte mich aber nicht erinnern, wann. Beim ersten Mal hatte ich es allerdings nicht über die Schwelle des Turms geschafft.

Dieses Mal trat ich ein.

Im Inneren wand sich eine Wendeltreppe nach oben. Von der Turmspitze hallte eine Stimme herab, und obwohl ich die Stufen nicht hinaufgehen wollte, war ich machtlos gegen den Drang. Schritt für bleiernen Schritt stieg ich empor, meine Beine bewegten sich von mir unabhängig, als stünde ich unter der Wirkung eines Zaubers.

Ich kam oben an, und die Stimme stellte sich als diejenige von Junker Otmar Frost heraus. Er stand an der Laibung, sah auf die Ebene hinunter. Aus der Ferne näherte sich eine lange schwarze Gestalt, ihre unerbittlichen Schritte niemals beschleunigend. Zu Füßen Junker Otmars lag die brandblasige, verkohlte Leiche einer Frau.

»Der Vater der Zeit ist ein strenger Herr«, sagte Junker Otmar. Im Grunde sagte er nichts anderes. Er wiederholte diesen Satz wie ein Mantra, ohne den Blick von der schwarzen Gestalt in der Ferne zu wenden. Ich wusste, dass dies der Muphraab war.

Mir war schlecht vor Angst. Ich packte Junker Otmars Arm und drehte ihn zu mir um. Ich keuchte. Sein Gesicht war so weiß wie die unendliche Ebene rings um uns, seine Lippen blau. Ich sah, dass sein Wappenrock vor getrocknetem Blut starrte – sein ganzer Körper war eiskalt.

»Der Vater der Zeit ist ein strenger Herr«, wiederholte Junker Otmar wie ein Irrer. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen und schürten meine eigene Panik, die sich fiebrig steigerte.

»Was hat das zu bedeuten? Was hat das zu bedeuten? «, kreischte ich. Ich drehte mich wieder zur Ebene um, doch die Gestalt war verschwunden.

Mein Blut erstarrte zu Eis.

Junker Otmar brach sein unablässiges Quasseln mit schmerzhafter Plötzlichkeit ab und fixierte mich.

»Das Zeichen des Tricksters haftet nun an dir, Mädchen«, sagte er.

Als ich mich umwandte, sah ich den Muphraab am oberen Ende der Treppe ankommen.

Ich war vor Entsetzen so überwältigt, dass ich nicht einmal imstande war zu schreien.

Das Letzte, was ich hörte, war das Krächzen einer Krähe. Dann war alles schwarz.



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